Wer sind wir
Beruf als Berufung
In unserem Beruf als Lehrerin, Krankenschwester, Ärztin, Professorin, Mitarbeitende in der Politik, Juristin, Bankkauffrau, Betriebswirtin, Erzieherin, Familienpflegerin, Gemeindereferentin, Hauswirtschafterin, Buchhalterin, Sekretärin, … setzen wir das „Plus an seelisch-schöpferischer Kraft“ (Josef Kentenich) im Dienst für andere ein. Qualität ist uns wichtig, sowohl in der beruflichen Kompetenz als auch in den menschlichen Beziehungen.
Im anderen Menschen, ob Mann oder Frau oder Kind, begegne ich dem Gott des Bundes ganz konkret. „Ich reiche dir die Hand“ – da wird das eigene Leben zum Auftrag. Mein Berufsalltag erhält eine neue Qualität. Alles wird zum Leben im Bund. Unser Gründer drückt das so aus: „Es ist notwendig, dass wir heute … Menschen haben, die äußerlich genau dasselbe Antlitz tragen wie ihre Umgebung und trotzdem das Salz der Erde und das Licht der Welt sein dürfen.“ Dieser Auftrag hat viele Frauengesichter. Keine Frau ist wie die andere. Jede bringt sich mit der Originalität ihrer Persönlichkeit ein.
Die Verbundenheit mit der Gemeinschaft gibt uns Rückhalt und Motivation für die konkreten Alltagsaufgaben.
Leben konkret
Berufung – da ist jemand, der mich zu einer Aufgabe ruft. Meistens wird bei Berufung an den Schritt in eine religiöse Gemeinschaft gedacht, doch sie hat auch mit der Berufswahl zu tun. Irgendwie war mir das unbewusst klar, als es bei mir im Jugendalter um einen Schulwechsel ging, denn in dieser Zeit betete ich sehr um eine gute Entscheidung. Erst später lernte ich klare Kriterien über Berufung kennen. Im Nachdenken kann ich nur staunen, wie alles passt, wie ich bei meiner Berufswahl von Gott gelenkt wurde.
- Berufung setzt eine Neigung voraus.
So war mir klar, dass ich bei allem Interesse an Naturwissenschaften einen Beruf haben wollte, bei dem ich mit jungen Menschen umgehen konnte. Ließ sich das nicht gut im Lehrberuf miteinander verbinden? Ich hatte den Wunsch, Biologielehrerin zu werden. - Berufung verlangt eine Eignung.
Meine Eignung war nicht so umfassend, dass ich auf geradem Weg dieses Ziel hätte erreichen können. Also wählte ich den Weg, der für mich passend war, und nahm in Kauf, dafür länger zu brauchen. - Der Berufene wird einen Weg geführt.
Als ich dann den ersten Teil des Weges geschafft hatte, „landete“ ich in der Grundschule. Ich besuchte Weiterbildungskurse, aber das Institut stellte die Arbeit ein, ehe ich fertig war. Inzwischen hatte ich gemerkt, dass ich in der Grundschule den richtigen Platz gefunden hatte, dass mich diese Arbeit mit jungen Menschen ausfüllt. So hat mich Gott geführt. - Der eingeschlagene Berufungsweg erfährt Bestätigung.
Ich weiß, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe. Das erfahre ich auch dadurch, dass Kollegen und Eltern meine Arbeit anerkennen.
Wenn man den Weg einer religiösen Berufung geht, hat das auch „Wechselwirkungen“ auf den Beruf. Durch das Leben in einer religiösen Gemeinschaft bekommt mein Beruf als Lehrerin, der für mich immer schon mehr als reine Wissensvermittlung war, eine tiefere Bedeutung und Ausformung. Um erziehen zu können – als Lehrerin bin ich in einem großen Umfang auch als Erzieherin angefragt, – muss ich klare Zielvorstellungen haben und – was noch wichtiger ist – ich muss selber ein erzogener Mensch sein. Das, was ich vermitteln will, muss ich im eigenen Leben, so gut es eben möglich ist, beachten. Hier passt die Ausrichtung Schönstatts bezüglich Selbsterziehung sehr gut zum pädagogischen Auftrag. Es wurden gute Methoden vermittelt, an sich zu arbeiten. Wichtig ist die Ausrichtung auf ein Ideal.
Die Arbeit in der Schule fordert oft sehr schnelle Entscheidungen, Reaktionen auf das Verhalten der Kinder. Wie gehe ich z. B. mit Fehlverhalten der Kinder um? Ich reagiere gerne spontan aus dem Gefühl heraus. Um da richtig zu liegen, müssen mir Verhaltensweisen und Einstellungen in Fleisch und Blut übergegangen sein. Auch da ist mir die „Erziehungsschule“ Schönstatts eine ständige Hilfe.
Als Lehrerin erlebe ich auch Misserfolge, dass alle Mühe nichts bringt. Wie damit fertig werden? Die Gemeinschaft bietet die Möglichkeiten der Aussprache und Beratung. Der Blick wird geweitet über den innerweltlichen Erfolgsbegriff hinaus
(Lehrerin, Deutschland).